Koranthom 3 - 'Die harder'
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Vorneweg erstmal: Bei Dilettanten-Spielen gibt es (fast) keine NSCs. Abgesehen von vielleicht eine Handvoll Charakteren, meistens dargestellt durch die Organisatoren, sind alle im Spiel befindliche Personen Spieler Charaktere. D.h. auch die ‚bösen' Orks, oder der Fürst des Region sind hochgespielte Charaktere. Von den Orgas vorbereitete Problemmacher oder ‚Kanonenfutter' gibt es nicht.

Auch ist der Gedanke wenn man im Wald etwas suchen will, oder zur Beurteilung eines Rituales eine SL zu benötigen unter Dilettanten völlig unbekannt. Die Aufgabe der Organisation besteht zum größten Teil darin, das Spiel vorzubereiten und zu Spielbeginn den Spielern anfängliche Informationen zukommen zu lassen. Sobald das Spiel läuft werden die Orgas eigentlich nur bei Regelproblemen benötigt. Alle spielrelevanten Gegenstände befinden sich ab Spielbeginn entweder in Spielerhand, oder vielleicht real im Wald versteckt, oder…

Es gibt niemanden der Organisation, der sich um das Vorankommen des Plots kümmert wenn die Spieler das nicht selbst anstoßen. Das heißt insbesondere, daß auch ein Wochenende rein garnichts passieren kann, wenn keiner der Spieler etwas unternimmt. So etwas kommt normalerweise aber nicht vor. Wer bei uns also darauf wartet, daß der allabendliche NSC Angriff kommt hat unser Spielprinzip definitiv nicht verstanden.

Lange Rede kurzer Sinn: Die Orga setzt das Spiel in Gang und was dann passiert hängt einzig und allein von der vorhandenen Spielerschaft ab. Da jeder Dilli prinzipiell ein Dilli-Spiel organisieren kann, und die Geschmäcker verschieden sind, gelten diese Aussagen mehr oder weniger für die einzelnen Spiele der Dillis

Wie bisher fand das Koranthom Spiel wieder über Ostern in der Nähe von Ulm statt. Waren Koranthom 1 und 2 noch nicht offiziell Dilettanten-Spiele und eher als weniger ‚heftige' Spiele bekannt, sollte es diesesmal so richtig zur Sache gehen.

Doch nun zum Hintergrund des Spiels: Koranthom ist ein mehr oder weniger neutrales Fürstentum am westlichen Rande von Torosh (In der Welt der Dilettanten steht Torosh für das ‚Böse'. Das ‚gute' Kaiserreich befindet sich mit Torosh seit langer Zeit im Krieg. Ob seiner strategisch nicht wichtigen Lage wurde Koranthom von diesem Konflikt jedoch bisher verschont). Das Gebiet ist für Druiden und Waldläufer ein mystischer und heiliger Ort. Einmal pro Jahr muß das druidische Friedensritual erneuert werden, um das Wiederausbrechen des uralten Krieges zwischen den zwei Fraktionen der Waldläufer zu verhindern (oder so ähnlich, so genau ist mir das immer noch nicht klar, jedenfalls ist das Ritual unheimlich wichtig!). Die Form des Rituals ist in jedem Jahr neu aus den Prophezeiungen zu bestimmen, und so sind die ansässigen Druiden in der Zeit vor dem Ritual stets damit beschäftigt die nötigen Hinweise und Komponenten zusammenzutragen. Vor drei Jahren (auf Koranthom 2) wurden einige der Hinweise falsch interpretiert, bzw. Teile eines falschen Rituals verwendet. Daraufhin entstiegen die Toten ihren Gräbern...

Seither hält es kaum einen Verstorbenen in seinem Grab. Oft taucht er nur wenige Stunden wieder unter den seinen auf und beteuert das er sich soweit ganz gut fühle. Dabei ignoriert er eventuelle tödliche Wunden großherzig. Viel anzufangen mit ihm ist allerdings nicht mehr, der betroffene wirkt irgendwie lethargisch (was man ihm ja nicht wirklich verübeln kann).

Das dies kein Zustand auf Dauer sein kann sollte jedem klar sein, und so versammelten sich auch in diesem Jahr wieder etliche Fremde im Friedensdorf um für ein erfolgreiches Friedensritual zu sorgen und somit den Seelen der Verstorbenen den ihnen gebührenden Frieden zu ermöglichen.

Von der politischen Seite her ist Koranthom in der letzten Zeit auch alles andere als als ruhig zu bezeichnen. Nachdem vom vier Jahren (auf Koranthom 1) Bauer Sauer seine Ansprüche auf den Titel Koranthoms durchsetzte und somit zu Fürst Sauer wurde, wurde er vor drei Jahren durch eine heimtückische Attacke seiner eigenen Leibwache, des Amtes enthoben und vom Leben ‚befreit'.

Sein Nachfolger Fürst Dol Tschad wandelte die doch eher liberale Regierungsform Fürst Sauers in eine knallharte Militärdiktatur um. Er wird unterstützt von voianischen Truppen aus dem Herzen Toroshs und auch die Truppe der verräterischen Leibwache Sauers, die Caern Satai, sind in seinen Diensten. Auf unserer Anreise nach Koranthom vernahmen wir beunruhigende Gerüchte über Blutrituale am Fürstenhof, einen Vampir in der Wache und das Untote hier inzwischen als normale Bürger leben würden. Dies ließ unsere Stimmung doch eher auf die Seite der Partisanen des ehemaligen Fürst Sauers kippen, die sich ebenfalls in der Gegend aufhalten sollten.

Und so änderten wir unsere Pläne bezüglich unseres Lagers in Koranthom auch von der Unterkunft auf der Burg des Fürsten um in einen Aufenthalt im Friedensdorf, in dem sich die Unterstützer des Friedensrituales treffen. Ich, Croman Larim, Cromkrieger und Gildemeister der Kämpfer, hatte anfänglich eine klar umrissene Aufgabe: Unterstützung des Friedensrituals und Erkundung des beunruhigenden Auftretens von Untoten in dieser Region. Die politische Lage interessierte mich zunächst nicht. Mit mir reisten mein Freund und Glaubensbruder Schwertabt Rak Taghor sowie der Krieger Scarab und die Zwergin Follux Lichtfänger (ein komischer Name für einen Zwerg, aber da sie neben allerlei gnomischen Gerätschaften zum Augenblicke sammeln eine gar stattliche Keule mit sich führte habe ich mir Kommentare verkniffen).

Am ersten Abend erfuhren wir zunächst, daß ich nicht der einzige war, dem in einem Traum Chirankoar Jungforst (dem ‚Urdruiden') erschienen war und der mich auf das letzte noch existierende von ihm verfaßte Buch hinwies, in welchem wichtige Informationen für das bevorstehende Ritual vermutet wurden. Am morgen nach dem Traum hielt ich eine Seite dieses Buches in meinen Händen. Lesen konnte ich den Text leider nicht, da er in den Runen Koranthoms verfasst war. Im Laufe des Abends und den nächsten Tag über tauchten immer mehr dieser Schriftstücke auf und die gute Follux machte sich daran die Texte zu übersetzen. Es offenbarten sich Druidenmagie, Schatzkarten(?) und Hinweise auf das Ritual. Wir gaben die Dinge bezüglich des Rituals in die Hände der Druiden, da wir dies als ihr Wirkungsfeld ansahen. Das wir das noch bereuen sollten wußten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Während Follux also die Texte übersetzte brachen Rak Taghor, Scarab, Marek (einem Waldläufer den wir kennengelernt hatten) und ich zusammen mit zwei Pikten auf zu einem der Orte auf, an dem wir einen ‚Schatz' vermuteten. Unserer Vermutung nach war dies vielleicht kein Schatz im üblichen Sinne, sondern der Teil eines Artefaktes von Crom, das Heft eines Schwertes. Dieses Schwert suchen Raktagor und ich schon seit geraumer Weile. Klinge und Scheide befinden sich bereits in unserer Hand nur das Heft fehlt uns noch. Die Pikten selbst suchten ebenfalls ein Schwert mit dem der Pikte einen Vampir töten sollte, so war es ihm prophezeit worden. Sollte es sich eventuell um das gleiche Schwert handeln?

Das Ergebnis dieser Aktion waren zwei Nachmittage ellenlanger Fußmärsche, in großer Hitze und mit viel zu wenig zu trinken nur um letztlich nichts zu finden. Rak Taghors Worte : "Noch nie ist ein Schatz dort versteckt worden, wo sich ein Kreuz auf einer Karte befand" werde ich wohl nie vergessen.

Doch zurück zum ersten Abend. Nach Einbruch der Dunkelheit trafen wir auf Kommandant Verdammt, den Anführer der Partisanen, die ihr Lager an bis dahin unbekannter Stelle im Wald aufgeschlagen hatten. Raktagor kannte ihn von Zeiten Fürst Sauers und so verstand man sich von Anfang an sehr gut. Nach einer kurzen nächtlichen Beobachtung der Verteidigungsanlagen der Burg trennten sich unsere Wege jedoch wieder und wir genossen einen gemütlichen Abend in der Taverne des Friedensdorfes, welche den Ruf hat das beste Essen und die offenherzigsten Bedienungen weit und breit zu haben. Dort trafen wir auch auf Salm Oster, die Zwergenlegende. Mit viel Gelächter und in freudiger Erwartung wurde die Ankündigung von Salm und Follux hingenommen, daß sie morgen auf den Tischen tanzen wollten (wozu es leider nicht kam, da der Wirt Angst um seine Tische hatte). Zufrieden und leicht angeheitert fielen wir am frühen Morgen in unsere Betten. Dies insbesondere auch, weil wir mit unseren Nachbarn (einer 16 köpfigen Söldnertruppe) damit übereingekommen waren, daß sie die Nachtwachen hielten, und ich dafür ihre Leute ausbilden würde.

Doch am nächsten Morgen wurde der Umgangston rauher. Kommandant Verdammt erklärte Fürst Dol Tschad offiziell den Kampf und man sah die Partisanen auch tagsüber im Friedensdorf um den Ansässigen ihre Position klar zu machen. Die Reaktion des Fürsten kam prompt. Am Nachmittag brannte der Fürst das Lager der Partisanen im Wald nieder, welches offenbar nicht so unbekannt war, wie diese es sich vorstellten. Und kurz danach ließ er auch das zwölfjährige Mädchen ‚Tika' auf die Burg rufen. Dieses Mädchen war in Wirklichkeit ‚Süß Sauer', Tochter Fürst Sauers und somit Tronfolger. Diese Aktion führte zu ersten Unstimmigkeiten zwischen Fürst und Friedensdorf, da das Kind mit Waffengewalt aus dem Dorf geholt worden war, und insbesondere weil der Fürst es kurz danach hinrichten ließ. Die Partisanen wurden also direkt nach ihrer Kriegserklärung zweimal hart getroffen. Um auch zu Punkten sollten am Abend einige Wachen des Fürsten, die sich in der Taverne des Friedendorfes aufhielten ihr Leben lassen. Nun muß man jedoch wissen, daß im Friedensdorf ein symbolischer Frieden gilt und daher jeder der an diesem Ort Gewalt anwendet den Zorn der Bewohner und der Druiden auf sich zieht. Daher warteten die Partisanen bis des Fürsten Leute die Taverne verließen. Unglücklicherweise konnte eine Anhängerin des Fürsten unerkannt entwischen, und so fand sich knappe 20 Minuten später die schwere Infantrie des Fürsten im Friedensdorf ein. Diese ca. 25 Mann hatten neben ihren Plattenpanzern, ihren schweren Armbrüsten und den großen Schilde vorallem einen Vorteil gegenüber den ca. 15 Mann der Partisanen: Sie waren sich einig und trainiert zusammen zu kämpfen! Allerdings machten sie den Fehler den Kampf in das Friedensdorf zu tragen. Für uns und die restlichen Bewohner des Friedensdorfes stellte sich die Sache so dar, daß die Mannen des Fürsten auf alles schlugen was sich am Eingang des Dorfes aufhielt, eingeschlossen unbewaffneter Druiden die ihnen ein hilfloses:"Achtet den Frieden des Dorfes" entgegenwarfen.
Und so wurden zwar zuerst die Partisanen zurückgedrängt und mußten auch erste Verluste erleiden, doch es gelang uns das Dorf binnen weniger Minuten zu mobilisieren gegen die unangemessene Gewalt innerhalb des Dorfes. Insbesondere konnte die wir unsere Nachbarn, die Söldnergruppe, gegen den Fürsten mobilisieren. Mit dieser schlagkräftigen Truppe gelang es letztlich dem gut funktionierenden Schildwall des Fürsten etwas gleichwertiges entgegenzusetzen und nach einem kurzen aber heftigen Scharmützel am Dorfeingang zogen sich die Mannen des Fürsten zurück.
In der aufgeheizten Atmosphäre im Dorf direkt nach dem Kampf ergriff Larim (gedrängt durch Emico, den Priester des Donoscortes, Gott der Entscheidung und meinen Glaubensbruder Rak Taghor sowie den anderen aus meinem Zelt) das Wort und hielt eine ‚flammende Rede' (naja, sie war gut genug um die Stimmung auszunutzen) über das ‚ungeheuerliche Vorgehen' des Fürsten gegen seine eigenen Untertanen und Gäste. Zögerliche Einwürfe des ‚Nörgelzwerges' (entschuldige den Begriff, du hast klasse gespielt) beendete Rak mit einem gezielten Schlag auf den Hinterkopf und Follux, Scarab und einige andere riefen an genau den richtigen Stellen "Jawoll", "Jubel" und "Freiheit für Khoranthom". Auch die Rebellen meldeten sich zu Wort und man einigte sich darauf zunächst die Verteidigung des Dorfes zu organisieren, für den Fall, daß es zu weiteren Übergriffen kommen würde.

Zu unserer Überraschung wurde von den großen Parteien (insbesondere Partisanen und Söldner) akzeptiert, daß Larim die Führung des Dorfes bezüglich der militärischen Verteidigung übernahm. Wir teilten also die Wachen ein und stellten uns auf eine lange Nacht ein. Sowohl die Söldner, als auch die Partisanen und eine weitere Gruppe Magier und Kleriker leisteten bei der Nachtwache gute Arbeit, der Rest war mehr oder weniger in Feierlaune und dachte man habe bereits einen großen Sieg errungen oder ignorierte einfach die Aufforderung bei den Wachen zu helfen. Ach ja, der Zwerg war inzwischen wieder aufgewacht und leistete eifrig Überzeugungsarbeit gegen uns Cromisten, allerdings reichlich erfolglos.

Die Fronten waren zunächst geklärt. Der Fürst fing an sein wahres Gesicht zu zeigen, aber wir waren offiziell noch nicht zu einem Angriff auf die Burg bereit sondern nur ein Bündniss zu Verteidigung des Dorfes. Die Söldner waren zu diesem Zeitpunkt nicht zu mehr zu bewegen. Mit ca. 20 Partisanen, 15 Söldnern und uns 5 war die Gruppe der geschlossen Agierenden auch nicht größer als die des Fürsten und demnach erschien es auch nicht ratsam den Kampf auf die Burg des Fürsten zu tragen, wo dieser natürlich Heimvorteil hätte. Für den Fall das der Fürst das Dorf attackieren würde sah die Sache anders aus. Zusammen mit den ca. 30-40 Leuten in Kleingruppen sowie den Druiden sollte hier ein Kampf ein gutes Ende für uns nehmen. So dachten wir zumindest.

Die Nacht verlief abgesehen von den stets zu hörenden Spähern des Fürsten ruhig und nach ‚erfrischenden' drei Stunden Schlaf übernahmen wir die Frühwache in der ebenfalls nichts geschah. Die Frage des Tages war: Würde der Fürst versuchen das Friedensdorf wieder auf seine Seite zu bringen? Von unserer Seite sah die Planung vor zuerst das Friedensritual der Druiden, welches in der kommenden Nacht stattfinden sollte, zu sichern und sich danach des Problems mit den Untoten und dem Fürsten anzunehmen. Und so verstrich der Tag mit weiteren Schatzsuchen, Entschlüsselungen der Ritualtexte und Ausbildung der Krieger. Zwischen Fürst und Dorf gingen dabei einige Waffenstillstandsangebote und Ultimaten hin und her, ohne das diese irgendetwas bewirkt hätten.

Bei Einbruch der Dunkelheit teilten die Druiden dann mit, daß das Ritual erst in der folgenden Nacht durchgeführt werden solle, dies hätten die Prophezeiungen ergeben. Nun, das war nicht wahr, doch uns war das zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt und somit wurde es hingenommen. Schließlich waren wir der Meinung die Druiden hätten ein gewisses Maß an Verantwortungsbewußtsein...

...am Abend kamen dann die Druiden alleine aus dem Wald zurück in den sie sich einige Zeit zuvor zurückgezogen hatten und verkündeten fröhlich das Ritual sei erfolgreich vollzogen! Das hörte sich gut an: das Ritual erfolgreich, keine Angriffe dabei, den Fürsten erfolgreich vom Ritual ferngehalten...zu schön um wahr zu sein! In Wahrheit ist das Ritual nicht gelaufen und die Druiden wollten mit ihrer Ankündigung es sei geschehen nur testen wie der Fürst drauf reagieren würde (So wurde es mir am Ende berichtet. Ob das nun wirklich die Wahrheit ist wird sich vielleicht nie klären lassen). Treulose Bande!

Die Nacht verlief ereignislos und wir fielen so gegen 5 Uhr in der früh in unsere Feldbetten (Buuuh, Warmduscher!) und ahnten nichts böses. Noch in der Nacht war beschlossen worden, daß wir am morgigen Tage endlich offensiv gegen die Burg vorgehen wollten, aber erst bei Tage...

...wozu es dann nie kam denn - gerade selig eingeschlafen - erklangen Schrille Alarmrufe direkt vor unserem Zelt, direkt gefolgt von klirrenden Waffen und Kampfgetümmel! Wir sprangen (dieser Begriff ist seeehr dehnbar ;-) aus den Betten schnallten uns die Waffen um und bereiteten uns darauf vor dem Feind gegenüber zu treten. Soviel war schon jetzt klar: Man hatte das Lager überrumpelt! (Später sollten wir die ganze Wahrheit erfahren: Zwei Wachen sahen den Feind von weitem und verdrückten sich klammheimlich, der Rest war gerade am frühstücken! Schande über euch alle!). Der Feind ließ sich nicht lange bitten. Zwei Mann öffneten unser Zelt, Follux schwang ihre Keule zielsicher gegen den Fürsten, wir stürmten aus dem Zelt und während sich Follux, Scarab und Larim mehr oder weniger glorreich gegen die Übermacht stellten und dabei fielen oder bewußtlos geschlagen wurden nahm unser lieber Rak Taghor die Beine in die Hand und suchte sein Heil in der Flucht (entschuldige: er trat einen geordneten strategisch bedeutenden Rückzug' an).

Die Szenerie war grausam: Die glorreiche Rebellion gegen den Fürsten sollte als eine der kürzesten der Weltgeschichte in die Bücher eingehen. Das Lager war komplett überrannt, viele starben noch in ihren Zelten und eine traurige Karavane von ca. 20-30 Gefangenen wurde zur Burg gebracht und dort des Hochverrats angeklagt.

"Gut, das war's", dachte sich Larim, "du hast dich zum Anführer des Widerstandes gemacht (oder machen lassen), der Fürst weiß durch seine Spione wer du bist, er wird dir den Arsch aufreißen, schon mal die letzten Worte zurechtlegen". Doch weit gefehlt! Nach zwei Stunden im stinkenden Kerker der Burg zusammen mit zwei Wachen die sich wirklich Mühe gaben Stimmung zu machen und für Bier Wein und anderes Gesöff sorgten wurden wir einzeln zum Fürsten geladen.

Und so trat denn Larim als erster vor den Fürsten, erklärte ihm wer er sei: "Ich bin der Gildemeister der Kämpfer zu Khoranthom", und warum er hier sei: "Um das Friedensritual zu schützen" und machte sich auf das schlimmste gefaßt. Ob er denn in den nächsten 3 Jahren ein treuer Untertan des Fürsten sein wolle? (Kurz die Gebote Croms rezitiert) Ja klar, kein Problem! Larim bekam auf Nachfrage sein gesegnetes Schwert zurück und wurde in Ehre entlassen. Nach einiger Zeit des Betens und der Versorgung der eigenen Wunden verließ ich die Burg, nachdem die verblüfften Burgwachen beim Fürsten nachfragten, ob das denn so seine Richtigkeit habe.

Aus der Burg hinunter ins Lager, die wichtigsten Sachen gerafft und ab in Richtung Partisanen-Lager, wo ich Rak Taghor vermutete. Dem war auch so und nachdem die militärische Lage ein Debakel war (die Partisanen aufgerieben, fast alles was eine Waffe halten konnte tot, abgereißt oder in Gefangenschaft) zogen auch wir es vor diesem unfreundlichen Ort den Rücken zu kehren.

Aber nur um mit neuen Kräften zurückzukommen. Man greift keine Cromen an ohne ungestraft davonzukommen! Heute ist nicht aller Tage, wir kommen wieder, keine Frage!

Später erfuhren wir dann noch daß es den wenigsten Gefangenen gelang die Freiheit zurückzugewinnen. Sowohl Druiden, als auch einfache Gäste fielen dem brutalen Fürsten neben den Partisanen an diesem Tage zu Opfer. Und ich wäre gerne Mäuschen gewesen, als der Fürst durch den Zwerg 30 Minuten nach meiner Freilassung erfuhr: "An allem ist dieser Cromist schuld, er war der Anführer des Widerstandes im Dorf" - "Welcher der Beiden?" - "Na der Kämpfermeister!". So ists geschehen und man sagt der Fürst beißt sich heute noch in den Arsch!

Fazit: Absolut geniales Spiel. Es war verdammt anstrengend aber man wurde dafür mit spannendem Spiel entlohnt. Einige ‚Dragonsysler' (als Beispiel für andere Systeme) fanden es gut und sind beim nächsten Spiel der Dillis wieder dabei, andere waren weniger glücklich und fühlten ihren Charakter verheizt.

Ich denke wir spielen wirklich anders (nicht besser oder schlechter) als viele andere und kann nur empfehlen sich mal auf das "Abenteuer Dilli" einzulassen Am besten aber nicht mit einem alten Charakter aus anderen Systemen, denn diese lassen sich oft nur schwer in unsere Regeln konvertieren und auch muß ganz klar gesagt werden, daß Charaktere bei uns (oft) keine so hohe Lebenserwartung wie Dragonsys-Charaktere haben (Egal was andere Dillis sagen mögen). Ein 100-Tage-Charakter gehört auf Dilli-Spielen ganz klar zur absoluten Ausnahme. Typischer sind eher 30-40 Tage. Wir haben KEINE Quotentoten aber manchmal krachts heftig (so wie hier) und dann kann es passieren, daß 30% der Charaktere über den Jordan gehen, und dann gibt es wieder Spiele das stirbt niemand, und niemand vermißt das. Wie lieben das Rollenspiel mit allen Konsequenzen! Und vor allem lieben wir das Gefühl wirklich über unsere Handlungen die Richtung der Geschichte zu bestimmen. (Um es nochmal klar zu sagen: Die gesamte Truppe des Fürsten, d.h. die ‚Bösen' bestand ausschließlich aus Spielern. Wir spielen miteinenander UND gegeneinander und sehen darin kein Problem).

Möget ihr mich nun alle verdammen für diesen unsäglich langatmigen Text und die möglichen Verdrehungen der berichteten Vorgänge zu meinen Gunsten. Ich habe nur einen kleinen Teil dessen wiedergeben können was uns in den 4 Tagen passiert ist! Ich bin auf Reaktionen gespannt!

Niedergeschrieben von Kolja, zur nach dem Spiel im Frühjahr 2000.

 

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