Baltopolis 19.7. - 25.7.04
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von Mike (übernommen aus der Larpinfo, daher auch die Sätze zu NSCs etc.)

Baltopolis sehen und dann sterben.....

AAAAAAAAALLLLLLLLWAAAAAAAAADIIIIIIIIII hallte der Ruf des Vorbeters vom Turm.
Und wieder begann eine Woche, die eigentlich gefüllt sein sollte mit dem Feilschen der Händler, Kämpfen in der Arena, Intrigen der Familien, lecker Essen... alles unter der weisen Regierung des Kalifen Al Ferdl, der zwar leicht exzentrisch, aber doch hochbeliebt ist.

Doch es sollte anders kommen.
Erst brach die Baltopolische Schlimme Erkältung (BSE) aus, die dann immer wieder aufflackerte... Die heldenhaften Heiler stellten sich tapfer der Bedrohung ....
Manche Leute hatten blutige Träume von Kämpfen in der Stadt.
Über die Qualität der Gastronomie herrscht basses Erstaunen.
Dann brannte die Bibliothek ab. In die Räumlichkeiten zog später das Lazarett ein.
Im Wald wurden die Bruchstücke alter Schrifttafeln gefunden, die auch nach der Entschlüsselung ziemlich rätselhaft blieben.
Unter den interessierten Blicken der Zaungäste opferte der Botschafter von Allande (gaaaaanz finsteres Reich) immer wieder mal ein Haushaltsmitglied in seinem Vorgarten. Abends führte der Botschafter von Torosh (auch gaaaaaanz finster), ein Illithid, seinen Spaziergang durch, was den obligatorischen Lähmungsalarm auslöste.

Um der Bedrohung durch die eventuellen Beschwörung eines Dämons entgegenzuwirken, mauerte die Stadtwache eine Gruft kurzerhand zu, selbst das Betreten des Kellerabganges wurde mit dem Tode bedroht. Andere, namenlose Patrioten rissen die Asche eines vor langer Zeit verstorbenen, ganz finsteren Bösewichtes aus seinem Grab (Grabschändung = Todesstrafe... wenn es rauskommt) und verklappten sie im Wald.

Im Laufe der Zeit verstärkten sich die blutigen Träume, in denen es offenbar um einen etwa 1400 Jahre zurückliegenden Bürgerkrieg ging... Sitzungen der Mystiker zu diesem Thema schafften eher noch mehr Verwirrung.
Dann geschah das Undenkbare: In einem gemeinsamen Traum standen sich Freunde im Kampf gegenüber, nach der Schlacht wachten alle mit einem Riesenbrummschädel auf, Merkwürdigerweise war bei vielen Kriegern die Rüstung demoliert, manche hatten alte Narben, von denen sie vorher nichts wussten...

In der gleichen Nacht versuchte der aktuelle Vorbeter aufgrund eine blödsinnigen Wette in den Turm zu gelangen. Dummerweise hatte die Stadtwache vor diesem Turm ihr Nachtlager aufgeschlagen, um ein oberwichtiges Artefakt zu bewachen, nach der Bezauberung der Stadtwache und dem daraufhin ausgelösten Großalarm bewachten patriotische Bürger zusammen mit der Stadtwache den Turm, während der Kalif mit den Botschaftern laaaaaaaaange verhandelte, und der (Ex)-Vorbeter erst mal ins Loch gesteckt wurde.

Am nächsten Abend kamen wilde Gerüchte auf: Der Kalif ist verschwunden, vieleicht verletzt, vieleicht tot... Unruhe breitete sich in der Bevölkerung aus, dann wird es zur Gewissheit: Die Familie der Al Funghis hat den Kalif ermordet... und einer der ihren soll Kalif anstelle des Kalifen werden. Doch das Volk stand auf, der Mob raste durch die Strassen und tötete in seinem Zorn alle Al Funghis, die ihm in die Hände fielen. Daneben wurde auch noch flott geplündert. Nur wenige bewachten wieder den Turm, um einen eventuellen Versuch zu unterbinden, den "heiligen Cocktailshaker" zu klauen. Am nächsten Tag herrschte etwas verkaterte Stimmung in der Stadt, der Familienrat erwählte des bisherigen Großwesir zum neuen Kalifen. Dieser führte sich gleich mit der Ausrufung von "Freibier" gut beim Volk ein. In der Nacht kam auch noch eine Riesenkrake in die Stadt, und verbreitete Tod und Zerstörung, bevor das Vieh erschlagen wurde..

Damit endete die ereignisreiche Woche in Baltopolis... mit einem neuen Kalifen, einem toten Kraken und einer ausgerotteten Familie. Aber das Böse hat, dank der Anstrenungen aller standhaften Bürger, anscheinend kein Bein auf den Boden gebracht.


Ort der Handlung: Grimburg bei Trier (sehr schöne Lokation, leider relativ viele Touristen)
Zeit: 19. - 25. 07. 2004
Kosten: 90 Euro (zzgl 7,50 für Nichtmitglieder) Vollversorgung incl. aller Getränke.
(allerdings wurde dem Vollsuff dadurch Einhalt geboten, dass der öffentliche Genuss des Gerstensaftes erst nach dem 3. Ruf des Muezzins erlaubt war, ausserdem musste man es gegen Spielgeld kaufen...)
Veranstalter: Dilettanten
Regelwerk: Dilli-Hausregelwerk
SC: ca 150
NSC: eigentlich keine, einige gesetzte Charaktäre und kurzfristig einspringende Eventchars (Von der Orga gestellt)
Sanitäre Anlagen waren für Dilli-Verhältnisse geradezu fürstlich (Keramische Wasserspiele und eine warme (!!!!) Dusche) und die im Raum stehende Drohung, dass die Dusche abgesperrt werden würde, führte doch zu mehrfachen Säuberungsaktionen seitens der Spieler.

Orga und SL: Sowohl Vorbereitung als auch Durchführung sehr gut gemeistert. Schneller, unkomplizierter Check-in und Check-out, ziemlich strenger Waffencheck (Wenn ich da eine Waffe durchbringe, dann bringe ich sie überall durch).

Plot: Jaaaaaa, gab es eigentlich nicht so recht, es wurde "nur" ein Szenario mit Tiefgang angeboten: An der Oberfläche stritten sich die Familien um die Vorherrschaft in der Stadt, und ganz normale Stadtpolitik wurde betrieben, Arenakämpfe, z.T auf Leben und Tod veranstaltet... und in der Tiefe lauerte die Gefahr, dass ein ungeheuer böser Bösewicht als Dämon oder so wieder beschworen werden konnte....

Insgesamt betrachtet eher ein Fun-Spiel, in dem zahlreiche Freak-Charaktäre auftraten. Manche aktuellen politischen Bezüge aus dem "Realen Leben" wurden genüsslich durch den Kakau gezogen. Für "ernsthafte" Rollenspieler wäre das wohl etwas nervig gewesen. Manches fand ich auch nicht so toll, weil es für mich persönlich die Grenze von witzig zu nervig überschritt. Aber meist konnte man sich dem auch gut entziehen.

Es ist auf diesem Spiel geglückt, eine Stadt im Fantasyland mit allem, was dazugehört, eine Woche lang zu simulieren. Mit Ausrufern, einer Zeitung, einem Lazarett, Wahrsagern, Alchemisten, zwei Botschaften fremder Länder, einer tapferen Stadtwache, einer funktionierenden Regierung, und einem funktionierenden Wirtschaftssystem mit Spielgeld. (allerdings ein wenig inflationär) Die durch normale Spieler in Rolle (!!!!) betriebene Gastronomie war die großartigste, die ich jemals auf irgendeinem Liverollenspielgenossen habe, was die Köche/innen und Wirte/innen geleistet haben war übermenschlich. Es gab - Orientalisch
- Pizzataschen
- Gutbürgerlich
- Ein orientalisches Frühstückshaus
- Eine Betrinkungsstätte

Was es nicht gab: Wellenmonster und Sinnlose NSC-Angriffe (Mangels NSC), Endschlacht war auch nicht (Bedingt durch die spielergetrieben Handlung). wenig "Larpkampfsport" (bei den Dillis ist fast jeder Kampf ein Kampf zwischen Spielern, der prinzipiell tödlich ausgehen kann -nicht muss-, dementsprechend selten sind die Kämpfe.) Klassisches Plothunting gab es auch nicht... die Handlungen entstanden aus der Interaktion der Spieler auf dem Spiel selber.

Persönliches Fazit: Ich konnte meinen Heilerchar mal wieder so richtig ausleben (so ein Lazarett hat was). Das Szenario war unaufdringlich, aber immer präsent und teilweise doch gänsehauterregend. Sehr interessant die Traumschlacht, in der festgefahrene Gruppenstrukturen aufgebrochen wurden. Die Nacht, in der ich den Turm bewachte, während durch die Strassen der Mob tobte, werde ich auch nicht so schnell vergessen.

Ein preiswertes, aber nicht "billiges", eher entspanntes Con mit hohem Spassfaktor und vielen spannenden Momenten. Nicht unbedingt ein üblicher Spieler-NSC-Plotjagen-Con, aber teilweise ganz grosses Rollenspiel dabei.

Bewertung:
9 von 10 möglichen Punkten

Test the Dilli.
http://www.dilettanten.de

Mike

 

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